Die aktuelle Entwicklung in China
Seit dem Launch des
Chatbots
von Deepseek überschlagen sich Chinas Politiker mit Lobeshymnen an
die heimische KI-Industrie.
Chinas umfassende Kompetenzen bei der Künstlichen
Intelligenz haben einen neuen Höhepunkt erreicht, meldete stolz der
staatliche TV-Sender CCTV.
In zahlreichen Regionen des Landes loteten Unternehmen
derzeit die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in
verschiedenen Industrien aus. Dies wird zu einer weiteren Modernisierung der
chinesischen Wirtschaft führen.
Der Ministerpräsident Li Qiang besuchte die
drei staatlichen Telekomkonzerne China Mobile, China Unicom
und China Telecom nicht ohne den Chefs der Unternehmen ein
umfangreiches Aufgabenheft zu hinterlassen.
KI entwickelt sich mit grossem Tempo, da müssen auch
die Telekomkonzerne ihr Innovationstempo steigern.
Chinesen sind zu technologischen Höchstleistungen
fähig
Seitdem der
Deepseek-Gründer
Liang Wenfeng die Welt und auch seine eigene Regierung
mit seiner so kostengünstigen wie leistungsstarken KI-Anwendung
überrascht hat, ist ein Ruck durch China gegangen.
In Chinas haben alle Machthaber, Wirtschaftsbosse
und Normalbürger erkannt: China ist zu sehr hohen technologischen
Leistungen fähig.
Und die Chinesen können dies, obwohl die
US-amerikanische Regierung China den Zugang zu modernen Chips und Anlagen
für die Chipindustrie versperrt hat.
Der Durchbruch von
Deepseek
ist wohl erst der Anfang einer längeren Entwicklung.
Chinas staatliche Forschungsprogramme, die grossen
Anstrengungen der Hochschulen und die Investitionen der Privatfirmen in die
Entwicklung von KI haben dafür gesorgt, dass in der Nachfolge von
Deepseek
eine ganze Reihe weiterer Anbieter von KI-Anwendungen bereitsteht, die Welt zu
überraschen.
Als Staats- und Parteichef Xi Jinping eine Reihe
von Privatfirmen zu einem Symposium lud, um ihnen Unterstützung zuzusagen,
sass der Unitree-Gründer Wang Xingxing in der ersten Reihe...
Das Unternehmen Manycore
Das Unternehmen Manycore, ebenfalls einer der
«sechs kleinen Drachen», hat eine KI-Anwendung für
Designer entwickelt. Diese wandelt Zeichnungen oder Layouts, etwa
für Werbeinserate, in realistische Bilder und dreidimensionale
Design-Schemata um.
Die Gründer von Manycore bekamen einen
öffentlichen Zuschuss. Doch nicht nur in Hangzhou, auch in anderen Teilen
des Landes sind in den vergangenen Jahren beträchtliche Kapazitäten
für die Entwicklung von Anwendungen im KI-Bereich entstanden.
Die grossen Tech-Konzerne Chinas
Neben den «sechs kleinen Drachen» und den
öffentlichen Forschungsstätten wie Hochschulen und der BAAI arbeiten
als dritte Säule die grossen Tech-Konzerne Chinas an KI-Modellen.
Der als Netzwerkausrüster für die
Telekom-Industrie gestartete Konzern Huawei hat bereits mehrere auf
verschiedene Industrien zugeschnittene KI-Anwendungen auf den Markt gebracht.
Im Juli 2023 lancierte Huawei sein Modell Pangu
3.0. Die Anwendung soll Behörden, Finanzinstituten, Bergbauunternehmen
und Firmen der verarbeitenden Industrie bei der Steuerung ihrer
Aktivitäten helfen.
Huawei hat das Modell mit öffentlich
zugänglichen Daten der einzelnen Branchen trainiert.
Huaweis KI kommt in 30 Industrien zum Einsatz
Im vergangenen Jahr stellte Huawei die Nachfolgeversion
Pangu 5.0 vor. Das Modell ist etwa in der Lage, im Bergbau Abweichungen
vom Normalbetrieb in Echtzeit zu erkennen.
Inzwischen kommt Huaweis KI-Modell in mehr als 30
verschiedenen Industrien zur Anwendung.
Einen Coup konnte der Tech-Riese Alibaba Ende
Januar mit seinem KI-Modell Qwen landen.
Da nämlich wurde bekannt, dass Apple in China
künftig zusammen mit Alibaba KI-Anwendungen für seine Handys
entwickeln will.
Der Grund dafür, hiess es bei Apple, seien die
überzeugenden Leistungen des Qwen-Modells.
Die neueste Version Qwen 2.5 zum Beispiel soll dem
Modell V3 von Deepseek einiges voraushaben.
Nun will
Deepseek
den R1-Nachfolger R2 so schnell wie möglich lancieren. Aber es fehlen
Chips der neuesten Generation. Trotz den gewaltigen Fortschritten, die Chinas
KI-Entwickler gemacht haben, hinken sie der Konkurrenz im Westen noch
hinterher. Der Grund dafür sind die Sanktionen der USA.
Diese verbauen den chinesischen Entwicklern den Zugang zu
modernsten KI-Chips des amerikanischen Branchenführers Nvidia.
Das Problem ist nicht das Geld, sondern der fehlende
Zugang zu den neuesten Chips, sagte
Deepseek-Gründer
Liang Wenfeng.
Zwar haben die chinesischen Hersteller in den vergangenen
Jahren grosse Fortschritte bei der Entwicklung von Chips gemacht. Huawei
ist bei der Chipentwicklung ein grosser Sprung gelungen. Doch haben die
Hersteller aus China noch immer einen Rückstand von zwei bis drei Jahren
gegenüber den Wettbewerbern aus den USA.
Lesen Sie:
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Die chinesische
"KI-Revolution" geht von Hangzhou aus |
Hangzhou ist eine Brutstätte der
KI-Entwickler. Die Stadt Hangzhou, Hauptstadt der Provinz Zhejiang
im Osten Chinas, mit ihren Spitzenhochschulen Zhejiang University
und Zhejiang Sci-Tech-University hat sich in den vergangenen Jahren zu
einer Brutstätte für KI-Entwickler gemausert.
Dort befindet sich auch der Stammsitz von
Deepseek.
Liangs Unternehmen zählt zu den «sechs kleinen Drachen» im
KI-Bereich.
Die anderen fünf wurden ebenfalls in
Hangzhou gegründet. Unitree Robotics etwa ist Chinas
führender Entwickler von humanoiden Robotern.
Dass gerade Hangzhou zu einer der führenden
KI-Hochburgen des Landes aufsteigen konnte, hat verschiedene Gründe. Seit
der Gründung des Tech-Riesen Alibaba in Hangzhou (in 1999) sind in der
näheren Umgebung viele kleine und grössere Technologiefirmen
herangewachsen.
Dies hat zu einem stetigen Austausch von Ideen und
Talenten geführt. Innerhalb von zweieinhalb Jahrzehnten ist in der Stadt
ein von Innovationskraft und Unternehmergeist geprägtes Klima entstanden.
Die Universitäten gehören zu den wichtigsten Treibern von
KI-Entwicklungen.
Die Hochschulen Zhejiang University und
Zhejiang Sci-Tech University sorgen für einen stetigen Nachschub an
IT-Spezialisten.
Drei der «sechs kleinen Drachen» wurden
von Absolventen der Zhejiang University gegründet. Vorbild ist
die Stanford University in den USA.
Die Regierung der Provinz Zhejiang legte einen Plan
für den weiteren Ausbau der Zhejiang University vor. Demnach soll
aus dieser Hochschule bis 2027 eine Weltklasse-Universität werden.
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Förderung aus Beijing
Neben der Zhejiang University haben die beiden
renommierten Beijinger Hochschulen Tsinghua University und Peking
University sowie die Shanghai Jiaotong University Hunderte von
KI-Gründer hervorgebracht.
Allmählich beginnen sich so die Milliardensummen
auszuzahlen, die Beijing in die Entwicklung von KI gepumpt hat.
Bereits 2018 rief die Stadt Beijing eine Plattform zur
Entwicklung von KI und zur Ausbildung entsprechender Talente ins Leben. Dazu
brachte sie die besten Hochschulen und führende Unternehmen des Landes
zusammen.
Unter dem Namen Beijing Academy of AI (BAAI)
arbeiten die Tsinghua University, die Peking University, die
Chinese Academy of Sciences sowie die Tech-Firmen Baidu und
Bytedance an neuen KI-Anwendungen.
Stipendien für Nachwuchskräfte
Zur Ausbildung von Nachwuchskräften vergibt die
Beijing Academy of AI (BAAI) Stipendien. Zudem hat diese staatliche
Akademie bereits zwei KI-Anwendungen auf den Markt gebracht.
In 2023 stellte sie ihr Open-Source-LLM Wudao 3.0
vor. In Kooperation mit mehreren Universitäten und Forschungsinstituten
entstand kurz darauf das Open-Source-System Flag Open.
Die Herstellung von Computerchips bleibt eine von Chinas
Schwachstellen
Chinas KI-Anwendungen sind gut, aber noch nicht so gut
wie die entsprechenden Modelle aus den USA wie etwa Open AI. Wegen
der geringeren Anzahl an Nvidia-Chips, auf die
Deepseek
zugreifen kann, muss die Computerleistung auf einige grundlegend wichtige, sog.
«Experten-Aufgaben» konzentriert werden.
Weniger kritische Aufgaben würden dabei weniger
trainiert, schreibt Tilly Zhang, IT-Expertin bei Gavekal
Dragonomics.
Mangel an Daten zum Trainieren
Der Stellenwert von Hochleistungschips für
KI-Anwendungen werde in Zukunft sinken, so Tilly Zhang. Der Grund
dafür ist ein Mangel an neuen Daten zum Trainieren der Modelle.
«Wir haben bei den Daten einen Gipfel erreicht,
und es wird keine neuen mehr geben», sagte kürzlich der
Open-AI-Mitgründer Ilya Sutskever.
So müssen die KI-Anwendungen so programmiert werden,
dass sie mit dem vorhandenen Wissen bessere Antworten generieren können...
Tilly Zhang sagt: «Beim Rennen um die
KI-Führerschaft geht es nicht mehr nur darum, wer die besten Chips hat,
sondern auch darum, wer sie am besten einsetzt.»
Und an dem Punkt sind die chinesischen Entwickler extrem
gut wie
Deepseek
vorgeführt hat... |