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Stellaratoren verwenden
komplexere Magnetfeldkonfigurationen als Tokamaks, um ein stabiles Plasma zu erzeugen.
KI kann dabei helfen, die optimale Magnetfeldkonfiguration
zu finden, um die Leistung des Reaktors zu maximieren.
Durch die Analyse großer Datenmengen können
KI-Modelle Anomalien im Betrieb eines Stellarators erkennen und so
Ausfälle vermeiden.
Ein Stellarator ist
eine torusförmige Anlage zum magnetischen Einschluss eines heißen
Plasmas mit dem Ziel der Energiegewinnung
durch Kernfusion.
Der Name dieses Fusionskonzeptes soll an die Kernfusion
als Energiequelle der Sterne (lateinisch stella = Stern) erinnern.
Ein rein toroidales Magnetfeld kann geladene Teilchen
nicht vollständig einschließen. Der Stellarator löst dieses
Problem durch eine komplexe, nicht rotationssymmetrische
Magnetfeldgeometrie.
Im alternativen Konzept des Tokamaks wird der
vollständige Einschluss durch einen im Fusionsplasma fließenden
elektrischen Strom erreicht.
Im Unterschied zu Tokamaks können Fusionsanlagen vom Typ
Stellarator von vorne herein im Dauerbetrieb arbeiten: Sie werden ohne
Plasmastrom mit einem Feld betrieben, das ausschließlich durch
äußere Spulen erzeugt wird.
Dafür benötigen sie jedoch wesentlich komplexer
geformte Magnetspulen als ein Tokamak.
Stellaratoren in Betrieb
- In Europa wird der Stellarator TJ-II in
Madrid betrieben.
- In Greifswald ging im Jahr 2015 der Wendelstein
7-X in Betrieb, das weltweit größte Experiment vom
Stellarator-Typ mit einem Plasmavolumen von 30 Kubikmetern jedoch
wesentlich kleiner als ITER.
- Wendelstein 7-X soll die Kraftwerkstauglichkeit
des Stellarator-Konzepts demonstrieren: Ein verbessertes Magnetfeld soll die
Schwierigkeiten früherer Stellaratoren überwinden; die Qualität
von Plasmagleichgewicht und -einschluss soll der eines Tokamaks
ebenbürtig werden.
Und mit Entladungen bis zu 30 Minuten Länge soll
Wendelstein 7-X die wesentliche Stellaratoreigenschaft vorführen, den
Dauerbetrieb.
Ein Energie lieferndes Plasma wird allerdings hier nicht angestrebt: Da
sich dessen Eigenschaften vom Tokamak zum großen Teil auf Stellaratoren
übertragen lassen, bleibt dies dem Tokamak ITER überlassen.
Das National Compact Stellarator Experiment
Mit dem Bau des National Compact Stellarator-Experimentes
(NCSX) wurde 2003 begonnen, Ziel war der Nachweis der Funktionsfähigkeit
eines Kernfusionsreaktors vom Typ Stellarator.
Der NCSX folgt dem Stellarator-Konzept, zeichnet sich aber
durch ein geringeres Seitenverhältnis gegenüber anderen
Stellarator-Experimenten aus.
Einer der Vorteile des NCSX-Experimentes sollte es sein,
das Plasma stabiler zu halten. Dabei sollte die Form des magnetischen
Käfigs für den stabilen Einschluss des Plasmas entscheidend sein. Die
sehr geringen Montagetoleranzen erforderten die Verwendung von Lasertrackern
und von photogrammetrischen Messsystemen, um das Stellarator-Experimentes
innerhalb der Toleranz zu montieren.
Die sehr komplexe und präzise Montage des
NCSX-Experimentes führte zu einer deutlichen Unterschätzung der
Projektkosten von ursprünglich 102 Millionen US-Dollar, damit einher ging
eine deutlich verlängerte Bauzeit. Eine Projekt-Review stellte fest,
daß das Stellarator- Experiment nicht termingerecht bis Juli 2009 in
Betrieb genommen werden konnte und Kosten in Höhe von 170 Mio. US-Dollar
anfallen würden.
Das National Compact Stellarator Experiment wurde
aufgrund der Kostenüberschreitung sowie des Terminverzuges um vier Jahre
gestoppt.
Ein Magnetfeld kann die Bewegung geladener Teilchen in
zunächst zwei Richtungen einschränken, indem es sie auf
schraublinienförmige (helikale) Flugbahnen um die Magnetfeldlinien zwingt
(Gyration) und sie sich nur noch entlang der Feldrichtung frei bewegen
können. Zum dreidimensionalen Einschluss wird das Feld zu einem Torus
gebogen, in dem alle Feldlinien kreisförmig geschlossen sind. Dabei wird
das Magnetfeld allerdings unvermeidlich zum Zentrum hin stärker als am
Rand. Dieser Feldgradient treibt die Teilchen senkrecht zur Magnetfeldrichtung
aus dem Torus hinaus (Torusdrift).
Deshalb muss das Magnetfeld zusätzlich verdrillt
werden, so dass die Teilchen auf ihrem Kurs entlang einer Feldline nicht
dauerhaft in eine Richtung driften, sondern die Drifts an unterschiedlichen
Orten einander ausgleichen. Beim Stellarator wird, anders als beim Tokamak, das
verdrillte Magnetfeld vollständig von äußeren
stromdurchflossenen Spulen erzeugt.
Es kann theoretisch gezeigt werden, daß ein
Stellarator nicht kontinuierlich rotationssymmetrisch sein darf, also bei einer
beliebigen Drehung in toroidaler Richtung in sich selbst übergeht. Das
erste Stellaratorkonzept hatte die Form einer liegenden 8, wo zwei Abschnitte
entgegengesetzter Krümmungen existieren, deren Drifts sich ausgleichen
sollten.
In modernen Stellaratoren besteht das Stellaratorfeld aus
einer Anzahl gleicher Abschnitte, den Feldperioden, z. B. fünf im
Wendelstein 7-X, zehn im Large Helical Device (LHD), und besitzt somit eine
diskrete Symmetrie: Nur bei Drehung um den Winkel 360° in toroidaler
Richtung geht die Konfiguration in sich selbst über.
Als zweite Symmetrie kann noch die sogenannte
Stellaratorsymmetrie vorliegen: Bei dieser geht eine Feldperiode in sich
über, wenn sie um eine spezielle Achse um 180° gedreht wird.
Wegen des Fehlens einer kontinuierlichen Symmetrie kann es
anders als beim Tokamak vorkommen, dass die magnetischen
Feldlinien nicht mehr überall auf ineinander verschachtelten Flächen
verlaufen, sondern sich stellenweise chaotisch verhalten.
Da sich dies negativ auf den Einschluß des Plasmas
auswirkt, müssen diese Gebiete (ergodische Bereiche und magnetische
Inseln) möglichst klein sein. Der Stellarator hat gegenüber dem
Tokamak- Konzept zwei wesentliche Vorteile: Da kein toroidaler Strom im Plasma
aufrechterhalten werden muß, werden mit dem Plasmastrom
zusammenhängende Instabilitäten vermieden, die zu einem Zusammenbruch
des Plasmaeinschlusses führen können; so könnte ein Stellarator
später als Kraftwerk grundsätzlich im Dauerbetrieb arbeiten.
Beim Tokamak-Konzept ist dagegen die Frage, wie ein Strom
im Plasma dauerhaft aufrechterhalten werden kann, noch Gegenstand aktueller
Forschung. Diesen Vorteilen steht gegenüber, daß die
dreidimensionale Struktur des Plasmas dessen Einschluss im heißen Zustand
grundsätzlich erschwert, so daß eine Optimierung der
Magnetfeldgeometrie notwendig wird. Auch ist das Spulensystem eines
Stellarators komplexer als das eines Tokamaks. Tokamak und Stellarator haben
sonst viele ähnliche Komponenten; auch die technischen Anforderungen sind
weitgehend ähnlich.
Alternativ: der Tokamak
Im alternativen Konzept des Tokamaks wird der
vollständige Einschluss durch einen im Fusionsplasma fließenden
elektrischen Strom erreicht. |
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Wendelstein 7-X - the
world's largest stellarator |
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The advanced stellarator Wendelstein 7-X, housed at
the IPP Greifswald campus began operations in December 2015.
Wendelstein 7-X is an engineering and modelling
feat, not only because it is the worlds largest stellarator with a
diameter of around 16 metres but also because it is expected to be able to
confine the 100-million-degree Celsius plasma discharges for up to 30 minutes.
Among other things, EUROfusion researchers are
investigating the device to determine the suitability of a stellarator concept
for a power plant. Visit the IPP webpage on Wendelstein 7-X to learn more.
Quick facts:
- Major plasma radius: 5,5 metres
- Minor plasma radius: 0,53 metre
- Magnetic field: 3 tesla
- Pulse length: max. 30 minutes
- Plasma heating: 14 megawatts
- Plasma volume: 30 cubic metres
- Plasma mixture: hydrogen, deuterium
- Plasma temperature: 60 130 million
degrees Celsius
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Die Geschichte des Stellarators
Das Konzept des Stellarators
wurde 1951 von Lyman Spitzer in Princeton, USA entwickelt, der
zunächst eine Konfiguration vorschlug, bei der ein Torus zur Form einer
Ziffer 8 gebogen wurde.
Die experimentellen Ergebnisse auch des Nachfolgers, des
rennbahn-förmigen Model-C, zeigten nur ungenügenden
Plasma-Einschluß.
Die vor dem Hintergrund des Kalten Krieges als geheim
klassifizierten Experimente trugen den Namen Projekt Matterhorn. Daher
bekamen die nach der Veröffentlichung 1958 in Garching bei München
fortgeführten Arbeiten den Namen des bayerischen Berges
Wendelstein.
In Grundsatzexperimenten ließ sich zeigen, daß
Ungenauigkeiten beim Bau der Spulen und die geringe Symmetrie der ersten
Anordnungen Grund für deren schlechten Einschluß waren.
Es wurden daher symmetrischere kreisförmige
Konfigurationen entwickelt (als Größenmaßstab ist im Folgenden
jeweils der große Radius R des Plasmas im Torus mit angegeben):
Der klassische Stellarator Wendelstein 7-A
(Garching, 197685, R=2 m),
das Heliotron-E, Kyoto (R=2,2 m),
die Torsatrons, Advanced Toroidal Facility ATF
(1988, Oak Ridge, USA, R=2 m)
und Uragan (Charkow, Ukraine).
Mit der Verfügbarkeit von Heizmethoden, die
unabhängig von einem im Plasma getriebenen Strom waren, ließen sich
auch erstmals im Gegensatz zu einem Tokamak stromlose reine
Stellaratorplasmen untersuchen.
Dadurch konnte erwartungsgemäß eine ganze
Klasse von (stromgetriebenen) Instabilitäten vermieden werden, ebenso der
plötzliche Verlust des Einschlusses durch Stromabbruch.
Der Plasma-Einschluß dieser ersten
Stellaratorgeneration entsprach bei den damals erreichbaren Temperaturen etwa
dem von Tokamaks vergleichbarer
Größe.
Es stellte sich aber heraus, dass die mit steigender
Temperatur stark ansteigenden Teilchenverluste und die mit wachsendem Druck
auftretende horizontale Verschiebung des Plasmas keinen Fusionsreaktor in
wirtschaftlich akzeptabler Größe erlauben würden.
Ein weiterer konzeptioneller Nachteil waren die
großen Kräfte insbesondere an Stellen, wo sich Magnetspulen nahe
kommen oder überkreuzen.
Der Durchbruch gelang mit
dem Konzept modularer Spulen (Wobig und Rehker, 1972). In diesen können
die auftretenden Kräfte besser aufgefangen werden; sich überkreuzende
Spulensysteme werden vermieden.
Gleichzeitig ergaben sich mehr Freiheitsgrade zur
Optimierung des erzeugten Magnetfelds hinsichtlich des inzwischen
weiterentwickelten Verständnisses von Plasmatransport (wichtig bei
steigender Temperatur), Gleichgewicht (wichtig mit steigenden Druck) und
Instabilitäten (wichtig bei steigenden Temperatur- und
Dichte-Unterschieden).
Um die grundsätzliche Machbarkeit des modularen
Konzepts und die Richtigkeit der theoretisch gewonnenen Optimierungskriterien
zu überprüfen, wurde in Garching das Projekt Wendelstein 7-AS
(für Advanced Stellarator) vorgeschlagen, das Komponenten des
Vorgängers Wendelstein 7-A teilweise weiterverwendete und daher nur eine
Teil-Optimierung darstellte.
Die Ergebnisse des 19882002 betriebenen Experiments
erfüllten bzw. übertrafen sogar in einiger Hinsicht die Erwartungen.
Dies führte in den 90er Jahren zu einer Neubelebung
der weltweiten Stellaratoraktivitäten und zum Bau einer Reihe
kleiner und mittlerer Experimente, die Teilaspekte und weitere
Magnetfeld-Konfigurationen untersuchen sollten: u. a.
- H-1 (Canberra, Australien),
- TJ-II, (Madrid, Spanien, R=1,5 m),
- Heliotron-J (Kyoto, Japan)
- und das Helically Symmetric Experiment (HSX) (Madison,
Wisconsin, R=1,2 m).
Die beiden letztgenannten Experimente nutzen bereits die
sich mit modularen Spulen ergebenden Möglichkeiten.
In Princeton (USA) wurde mit dem Bau des vergleichsweise
kompakten (R=1,4 m) National Compact Stellarator-Experiments begonnen, das eine
alternative Optimierungsstrategie des Magnetfeldes verfolgte.
Der Strom im Plasma sollte hier gerade nicht minimiert
werden, so daß ein Hybrid zwischen Tokamak (Verdrillung des Magnetfelds
durch Stromfluss im Plasma) und Stellarator (Verdrillung des Magnetfelds durch
externe Spulen) entsteht.
Der Bau dieses quasi toroidal-symmetrischen Stellarators
wurde von der US-Regierung 2008 aus Kostengründen abgebrochen. |