Wie bringt man
einen Computer dazu, die Denkprozesse des Menschen nachzuahmen? Diese Frage
beschäftigt Allen Newell seit den 1950er Jahren und wurde zu seiner
Lebensaufgabe.
Seine Forschungen bilden die Grundlage
für die Künstliche Intelligenz, die uns heute überall im Alltag
begegnet.
Newells Ansatz, Künstliche Intelligenz-
Forschung mit dem Verständnis menschlicher Denkprozesse zu verbinden,
prägt nach wie vor die KI-Forschung.
Seine Arbeiten finden sich noch immer in
Psychologie-Lehrbüchern zum Thema Problemlösen.
Als Allen
Newell 1927 in San Francisco geboren wird, sind Computer noch eine Art
Science-Fiction. Der Sohn eines Radiologen entspricht nicht dem Bild eines
Nerds: Er ist naturverbunden; und als Jugendlicher will er Ranger in der Sierra
Nevada werden...
Doch dann erwacht seine Liebe zur
Wissenschaft durch die umstrittenen Kernwaffentests der USA im
Südpazifik. Newells Vater ist einer der Forscher, die im Bikini-Atoll
Kernwaffen testen und beschäftigt seinen Sohn Allen als Assistenten.
Allen wollte unbedingt einer von
ihnen sein und an interessanten Problemen arbeiten.
Dann studiert Allen Newell Mathematik und
Physik. In seinem ersten Job beschäftigt er sich mit der Frage, wie es zu
Entscheidungsfindungen kommt.
Bei einem Vortrag über die noch junge
Computerwissenschaft findet Newell sein interessantes Problem, das
ihn sein Leben begleiten wird: Es war der Gedanke, dass wir mit
mechanistischen Mitteln verstehen konnten, wie der menschliche Verstand
funktioniert.
Newell will das menschliche Gehirn und die
Denkprozesse künstlich nachahmen, um sie zu erforschen. Die so entstehende
Künstliche Intelligenz ist sozusagen das Nebenprodukt der
philosophischen Entschlüsselung des Geistes.
Langjährige Forschung mit
Nobelpreisträger Herbert A. Simon
Allen Newell entwickelte zusammen mit
Herbert A. Simon einige der
frühesten und einflussreichsten KI-Programme:
1. Logic Theorist (1956)
Logic Theorist war das erste Programm,
das in der Lage war, mathematische Theoreme zu beweisen. Konkret führte
der Logical Theorist den Beweis von 38 Theoremen aus den Principia
Mathematica von Bertrand Russell und Alfred North Whitehead.
Dieses Ergebnis war ein Meilenstein der
Künstlichen Intelligenz, da gezeigt wurde, dass Programme zu Aktionen
fähig sind, für die ein Mensch Intelligenz braucht.
2. General Problem Solver
General Problem Solver (GPS) (1957):
Dieses Programm konnte ein breiteres Spektrum von Problemen lösen,
darunter Theorembeweise und Spiele wie Schach oder die Türme von
Hanoi.
3. Kognitive Architektur
Newell entwickelte die kognitive Architektur
Soar, die als Versuch einer einheitlichen Theorie menschlicher
Kognition gilt.
Soar integriert Erkenntnisse
der Kognitionspsychologie in ein Computerprogramm, um menschliches Verhalten zu
modellieren und vorherzusagen. |
Newells Forschung
konzentrierte sich auf die Frage, wie der menschliche Verstand funktioniert und
wie man dieses Verständnis nutzen kann, um intelligente Systeme zu
entwickeln.
Er verband dabei
Erkenntnisse aus der Informatik mit denen aus der
Psychologie.
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Auszeichnungen und Anerkennung |
Für ihre Forschungen zur
Programmierung und Künstlichen Intelligenz wurden Allen Newell und
Herbert Simon 1975 mit dem Turing-Preis ausgezeichnet, den
höchsten Preis der Computerwissenschaften.
Im Jahr darauf erhält Newell eine
Professur an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh.
Hier forscht Newell weiter an dem
Problem, das ihn seine gesamte Laufbahn beschäftigt: der Natur des
menschlichen Geistes.
Als sein letztes Projekt wählt
Allen Newell bewusst eine Mammutaufgabe, die er nicht abschließen
können würde eine Theorie, die alle kognitiven Leistungen
beschreibt und simulierbar machen soll.
Wunschgemäß überdauert
ihn sein letztes Projekt. Allen Newell starb 1992 mit 65 Jahren an Krebs.
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Eine
einheitliche Kognitionstheorie ist bis heute nicht gefunden. Dabei findet
Newells Verbindung von Künstlicher Intelligenz und menschlicher
Denkprozesse auch in den aktuellen Forschung zur Künstlichen Intelligenz
noch immer Beachtung.
Weitere Auszeichnungen:
Wahl in die American Academy of Arts and
Sciences (1972) und die National Academy of Sciences.
Allen Newells Beiträge haben die
Grundlagen für viele KI-Technologien gelegt und seinen Platz als einer der
Väter der künstlichen Intelligenz gefestigt.
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