Seine
interdisziplinäre Forschung erstreckte sich über die Bereiche
Kognitionswissenschaft, Informatik, öffentliche Verwaltung, Management und
Politikwissenschaft.
Neben seiner akademischen Arbeit war
Herbert A. Simon auch als Berater tätig; er diente zwischen 1968
und 1971 als wissenschaftlicher Berater für die Präsidenten Johnson
und Nixon.
Herbert A. Simon hinterließ ein
beeindruckendes Erbe als Pionier in mehreren wissenschaftlichen Bereichen und
als einflussreicher Denker, der die Art und Weise, wie wir menschliche
Entscheidungsfindung und künstliche Intelligenz verstehen, grundlegend
verändert hat.
Herbert Simon war Sohn
deutschstämmiger Eltern. Sein Vater Arthur Simon war in die USA
ausgewandert; seine Mutter Edna Merkel, eine Pianistin, hatte Vorfahren in Prag
und Köln.
Nach der Schulzeit an einer High School
strebte er dem Vorbild eines Onkels, einem Sozialwissenschaftler, nach und
studierte ab 1933 in Chicago Sozialwissenschaften mit mathematischem
Schwerpunkt; er strebte an, die Gesellschaftswissenschaft durch eine
analytische und systematische Basis zu stützen.
Im Jahr
1936 schloss er sein Studium ab und war bis 1939 als Forschungsassistent in
der Stadtverwaltung und von 1939 bis 1942 als Leiter einer Forschungsgruppe an
der Universität Berkeley tätig.
Sein Thema war bereits seit seiner
Universitätszeit die Entscheidungsfindungsprozesse in
Organisationen. Parallel zu seiner Zeit in Berkeley promovierte er an der
University of Chicago über Entscheidungsfindung in
Verwaltungsorganisationen.
Herbert Simon trat 1942 in Chicago am
Illinois Institute of Technology eine Stelle als Politologe an, wobei er
parallel Kontakte zu Ökonomen (u. a. Milton Friedman) an der
University of Chicago aufbaute und Vorlesungen in Wirtschaftswissenschaften
hörte.
Zu seiner mathematisch-
sozialwissenschaftlichen Ausrichtung kam nun eine fundierte Ausbildung in
Wirtschafts- wissenschaften.
Seit 1949 baute er gemeinsam mit anderen
Wissenschaftlern am Carnegie Institute of Technology einen Aufbaustudiengang
für Industrieverwaltung auf.
Und er wurde Mitglied der Kommission, die
für die Koordination des Marshall-Plans verantwortlich war.
Das ursprüngliche Forschungsgebiet der
Entscheidungsfindung innerhalb von Organisationen hatte Simon nie ganz
verworfen. Das Thema beschäftigte ihn kontinuierlich über die
nächsten Jahrzehnte.
Der Logical Theorist
Seit 1954 erforschte Herbert Simon diese
Prozesse mit Hilfe von Computersimulationen, und er entwickelte 1956 mit
Allen Newell den Logical
Theorist.
Dieses Programm war erstmals dazu in der
Lage, eine Menge von logischen Theoremen zu beweisen.
Ein weiterer wichtiger Schritt hin zum
maschinellen Problemlösen war die ebenfalls mit Newell entwickelte
Software General Problem Solver (Allgemeiner Problemlöser).
1959 wurde Simon in die American Academy of
Arts and Sciences sowie die American Philosophical Society gewählt, 1967
in die National Academy of Sciences.
Daneben war er zwischen 1968 und 1971 im
wissenschaftlichen Beraterstab der Präsidenten Johnson und Nixon
tätig.
Auszeichnungen
1975 Turing Award (für die
Arbeiten mit Newell) 1978 Alfred-Nobel-Preis für Wirtschafts
wissenschaften 1988 John-von-Neumann-Theorie-Preis 1995 IJCAI Award for
Research Excellence
Im Jahr 2001 starb Herbert Simon im Alter von
84 Jahren in Pittsburgh, Pennsylvania. |
Die Beiträge von Herbert
Simon |
Herbert Simon leistete bahnbrechende
Beiträge in verschiedenen Disziplinen: Er entwickelte die Konzepte der
begrenzten Rationalität und des Satisficing,
wofür er 1978 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt.
Zusammen mit Allen Newell
entwickelte er 1956 den Logical Theorist und später den General Problem
Solver, zwei wegweisende KI-Programme.
Für seine Arbeit in diesem Bereich
wurde er 1975 mit dem Turing Award ausgezeichnet. Simon untersuchte menschliche
Problemlösungsprozesse und trug wesentlich zur Entwicklung der kognitiven
Psychologie bei.
Er erforschte Entscheidungsprozesse in
Organisationen und revolutionierte das Verständnis von administrativem
Verhalten.
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Veröffentlichungen
Herbert Simon
war ein äußerst produktiver Wissenschaftler, der 27 Bücher und
fast tausend Artikel verfasste.
Seine wichtigsten Veröffentlichungen:
Administrative Behavior. A Study of
Decision-Making Processes in Administrative Organizations. New York/London,
1947.
Das Verwaltungshandeln. Eine Untersuchung
der Entscheidungsvorgänge in Behörden und privaten Unternehmen.
Stuttgart 1955; Übersetzung der 3. Auflage: Entscheidungsverhalten in
Organisationen. Eine Untersuchung von Entscheidungsprozessen in Management und
Verwaltung. Verlag Moderne Industrie, Landsberg 1981.
mit James G. March: Organizations. 1958;
Blackwell, Malden (Mass.) 1993. Organisation und Individuum.
Menschliches Verhalten in Organisationen.
Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler, Wiesbaden 1976.
The Shape of Automation: for Men and
Management. Evanston, New York 1965.
Perspektiven der Automation für
Entscheider. Schnelle, Quickborn 1966. The Sciences of the Artificial. The MIT
Press, Cambridge (MA) 1969.
Die Wissenschaften vom Künstlichen.
Kammerer & Unverzagt, Berlin 1990.
Reason in Human Affairs. Stanford University
Press, 1983
Homo rationalis. Die Vernunft im menschlichen
Leben. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1993.
Models of my life. Basic Books, New York
1991.
Literatur über Simon
David Klahr, Kenneth Kotovsky: A Life of the
Mind: Remembering Herb Simon. In: APS Observer. April 2001
Crowther-Heyck Hunter: Herbert A. Simon. The
bounds of Reason in Modern America. Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore, 2005.
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